Amtliche Mitteilung über die Entführung tschechoslowakischer Bürger in einem Schnellzug durch eine von einem amerikanischen Agenten geleitete Terroristenbande, 1. Teil

PRAG, 15. SEPTEMBER (ČTK): Am 11. September 1951 entführte eine Gruppe von Terroristen, die von einem amerikanischen Agenten geleitet und mit Geld und Waffen versorgt worden war, Reisende eines Schnellzugs, der von Eger nach Asch fuhr.

Die Terroristen zwangen das Dienstpersonal und die Reisenden mit der Waffe in der Hand, die Überfahrt des Zuges über die tschechoslowakische Staatsgrenze nicht zu verhindern. Der Heizer der Lokomotive wurde unter Androhung des Erschießens gezwungen, sich auf den Boden der Maschine zu legen, um die geplante Entführung nicht verhindern oder die tschechoslowakische Grenzwacht nicht darauf aufmerksam machen zu können.

Auf der anderen Seite der Grenze wurde der Zug schon von Agenten des amerikanischen CIC erwartet, die die Terroristen willkommen hießen. Am westdeutschen Grenzbahnhof Selb wurde der Zug von einer großen, bewaffneten Einheit der amerikanischen Armee erwartet, welche die Zugsgarnitur umringte und die Reisenden mit auf sie gerichteten schweren Maschinengewehren bedrohte. Es wurde den tschechoslowakischen Bürgern verboten, aus dem Zug zu steigen, und es wurde ihnen nicht erlaubt, sich von ihren Plätzen zu entfernen. Auf diese Weise wurden die tschechoslowakischen Bürger zwei ganze Tage und Nächte im Zug festgehalten, ungeachtet dessen, dass sich auch Kinder und alte Frauen unter ihnen befanden.

Ganze zwei Tage und Nächte lang, während welcher unsere Bürger gewaltsam im Zug festgehalten wurden, wurde von uniformierten und zivilen Kräften der amerikanischen Behörden systematisch Druck auf sie ausgeübt, nicht in die Tschechoslowakei zurückzukehren. Außer den Terroristen, welche die Entführung im Voraus vorbereitet hatten, ließ sich kein einziger tschechoslowakischer Bürger überreden, vielmehr lehnten diese es mit dem Stolz, der den Bürgern einer Volksdemokratie eigen ist, den ganzen ersten Tag hindurch ab, Nahrung von den Amerikanern anzunehmen.

Als der Druck der ersten beiden Tage nichts geholfen hatte, wurden die tschechoslowakischen Bürger auf Lastkraftwagen verladen und von Selb 120 Kilometer weit in das Militärlager Grafenwörth [sic!] gebracht, wo sie in Holzbaracken gezwängt wurden, ohne Betten und ohne jegliche Einrichtung, die ein einigermaßen anständiges Wohnen ermöglicht hätte.“

Quelle:
Úřední zpráva o únosu čs. občanů v rychlíkovém vlaku teroristickou bandou řízenou americkým agentem (Amtliche Mitteilung über die Entführung tschechoslowakischer Bürger in einem Schnellzug durch eine von einem amerikanischen Agenten geleitete Terroristenbande). Československá tisková kancelář (Tschechoslowakisches Pressebüro), Praha, 15.9.1951.