Karel Ruml

Widerstandskämpfer, beteiligte sich aktiv an der Durchführung der Fluchtaktion

JUDr. Karel Ladislav Ruml wurde am 25. Juni 1928 in Prag geboren und verstarb am 25. Juli 2020 in Ohio, USA. Er wuchs in einer wohletablierten Anwaltsfamilie in Nymburk an der Elbe auf. Nach dem Abitur am Gymnasium begann Karel Ruml an der Karlsuniversität Prag Rechtswissenschaften zu studieren. Im Januar 1949 wurde er im Zuge von politischen Säuberungen wegen seiner „bourgeoisen“ Herkunft vom Studium ausgeschlossen. Danach wurde Ruml eine Anstellung in einer Spinnerei bei Verwandten in Místek / Friedberg angeboten, einem Teil der nordmährisch-schlesischen Doppelstadt Frýdek-Místek nahe der polnischen Grenze.

Noch bevor Ruml die Stelle in der Spinnerei antrat, wirkte ein ebenfalls von der Karlsuniversität ausgeschlossener Freund auf ihn ein, sich im antikommunistischen Widerstand zu engagieren, und stellte einen Kontakt zu einer Gruppe her, die Geheimnachrichten in den Westen schmuggelte. Bald darauf kam es in Frýdek-Místek zu einem ersten Treffen zwischen Ruml und seinem Verbindungsmann:

„Wenn du mit uns zusammenarbeiten willst, siehst du hier den Einzigen, der deinen Namen kennt und kennen wird. Das ist wegen deiner Sicherheit und der Sicherheit deiner Familie – zusammen mit meinem Wort, dass ich dich nicht enttäuschen werde. Wir haben dir viel Zeit gegeben, um dir die Sache zu überlegen, aber wir konnten dir nicht viel Genaueres über unsere Tätigkeit mitteilen. Ich kann nur sagen, dass die freie Welt dringend Informationen braucht und dass unsere Arbeit komplizierter ist als ein offener Widerstand gegen das Satelliten-Regime in Prag.“ [Ruml, 2001, 28 f.]

Ruml wurde eingeschult, auch im Umgang mit Schusswaffen und in Selbstverteidigung. Bis Ende 1950 wurde er fortlaufend zur Überbringung von Geheimnachrichten zwischen dem tschechoslowakischen Teil der Beskiden und Prag eingesetzt.

Dem zweijährigen Grundwehrdienst entzog sich Ruml durch einen vorgetäuschten Herzfehler. Ende 1949 beendete er seine Mitarbeit bei der Spinnerei. Er fand in Nymburk Arbeit im Straßenbau, in seiner Freizeit nahm er Englischstunden. Gleichzeitig arbeitete er weiterhin für die Widerstandsgruppe. Seit Weihnachten 1949 war er mit der rund fünf Jahre jüngeren Ladislava, genannt "Lada", befreundet.

Im Laufe des ersten Halbjahres 1951 brach Karel Rumls Verbindung zu seinem Kontaktmann der Widerstandsgruppe ab. Im Juni 1951 erreichte ihn eine verschlüsselte Nachricht mit der Andeutung, dass seine Zelle des Netzwerks von Widerstandskämpfern aufgeflogen war. Ab diesem Zeitpunkt begleitete ihn das Bewusstsein, in einer Art Gnadenfrist zu leben. Wäre er gefasst worden, hätten ihm viele Jahre Haft oder die Todesstrafe gedroht. Als einziger Ausweg blieb die Flucht in den Westen.

Diese glückte Karel Ruml am 11. September 1951 mit dem von Karel Truksa und Jaroslav Konvalinka bei Asch über die Grenze nach Selb-Plößberg umgeleiteten Personenzug. Ruml war erst einen Tag vorher auf die Fluchtgelegenheit über Asch hingewiesen worden.

Karel Ruml erhielt Asyl in Kanada. Nach Aufenthalten in mehreren deutschen Flüchtlingslagern schiffte er sich am 15. Oktober 1951 in Bremerhaven auf dem Ozeandampfer Goya ein. Am 24. Oktober ging er in Halifax an Land. Bald darauf begann er an seinem neuen Wohnort Toronto im Archiv einer Versicherungsgesellschaft zu arbeiten. Nebenher absolvierte er ein dreijähriges Abendstudium der Rechtswissenschaften. Mit seiner Familie in Nymburk hielt Ruml während der ersten Jahre des Exils nur über eine Mittelsperson sporadisch Kontakt, um die in der Tschechoslowakei zurückgebliebenen Verwandten vor Repressionen zu schützen. Im Januar 1953 erfuhr Ruml von der Verurteilung František Šilharts, des Onkels seiner ehemaligen Freundin Lada. Diese heiratete in demselben Jahr einen Jugendfreund Karel Rumls. 1954 verstarb Rumls Mutter.

Im Herbst 1955 lernte Karel Ruml seine spätere Frau, die kanadische Arzthelferin Jeanine kennen. Dem Ehepaar Ruml wurde ein Sohn, Douglas, geboren. Anfang der 1960er Jahre übersiedelte die Familie nach Kalifornien, wo sich Ruml beruflich als Jurist etablierte. Nach der Pensionierung zogen die Rumls nach Ohio.

Nach dem Fall der kommunistischen Diktatur 1989 besuchte Karel Ruml mit seiner Familie mehrmals sein Heimatland. Anfang der 1990er Jahre wurde er vollständig rehabilitiert; er war in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Die Stadt Nymburk verlieh JUDr. Karel Ladislav Ruml die Ehrenbürgerwürde. 2001 brachte Karel Ruml bei einem Brünner Verlag auf Tschechisch sein Erinnerungsbuch „Aus dem Tagebuch des Freiheitszuges“ heraus.

[Ruml, 2001].